Lager

Der schwarze Kater schritt im Lager umher. Einer seiner Wächter war gerade beerdigt worden. Er war von einem Fuchs angegriffen worden, als er sich in einer Ranke verfangen hatte und somit hatte der Fuchs gesiegt. Falkenstern machte sich nicht die Mühe, den Fuchs vertreiben zu lassen. Er würde sowieso irgendwann wieder weggehen und seine Katzen waren stark genug, gegen einen Fuchs zu kämpfen. Wenn Schüler oder Junge so dumm waren, alleine das Lager zu verlassen, war das ihr Problem. Allerdings brauchte der Wächterschüler Wüstenpfote nun einen neuen Mentor. Der Kater setzte sich vor seinen Bau und legte den Schwanz über die Pfoten. So im Lager thronend dachte er nun nach, wer am besten geeignet war. Viele der älteren erfahreneren Wächter waren zu Ältesten geworden und die jungen Wächter hatten ihn noch nicht ganz von ihrer Loyalität überzeugt. Der einzige Wächter, der ihm als Möglichkeit einfiel, war Wellenbruch. Er war nicht nur Wächter sondern sogar Wächterführer. Vielleicht war er ja die richtige Wahl? Eine andere Möglichkeit schien es nicht zu geben.

Falkenstern stand auf und schritt zu dem Bau der Wächter. Dort rief er nach Wellenbruch. Wellenbruch? Abwartend setzte er sich wieder hin. Während er so da saß, nutzte er die Zeit, um sein Fell ein wenig zu pflegen. Er strich mit seiner rauen Zunge über seinen pechschwarzen Pelz. Wann kam Wellenbruch denn endlich?

Nach einer Weile kam der Wächterführer aus seinem Bau und begrüßte ihn. Also stand Falkenstern wieder auf und begann zu sprechen. Wie du vermutlich weißt, oder auch nicht weißt, wurde eben der ehemalige Mentor von Wüstenpfote beerdigt. Daher braucht der Wächterschüler einen neuen Mentor und nach einigem Überlegen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass du die beste Wahl bist, um diese Aufgabe zu über nehmen. Der Kater machte eine kurze Pause und wartete, wie der Wächter reagieren würde.

Schön, dass du diese Aufgabe gern übernimmst. Falkenstern strich mit dem Schwanz über den Boden, während er nachdachte. Es ist vollkommen sinnlos, den Fuchs zu vertreiben! Alle Krieger sind stark genug. Und wenn eine schwache Katze das Lager verlässt, ist sie doch selbst Schuld! Aber gut, wenn er nichts besseres zu tun hat. Dann ist es halt eine Art Trainingseinheit... Der schwarze Kater nickte. In Ordnung. Geh' und vertreibe den Fuchs. Aber nimm deinen neuen Schüler mit. Und sorge dafür, dass trotzdem alle wichtigen Aufgaben erfüllt werden und genug Wächter an den Grenzen vorhanden sind. Mit diesen Worten stand er auf und stolzierte zurück in seinen Bau.

Dort drinnen rollte er sich zusammen. Seine Schnauze legte er auf seine Vorderpfoten. Müde blinzelte er und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Was hat Lilie nur getan, dass alle zu ihr wollen? Und was habe ich getan, dass alle weg wollen? Niedergeschlagen ließ er die Krallen ein und aus fahren. Nein. Er schüttelte den Kopf. Bei mir ist alles Perfekt. Bei Lilie ist irgendwas falsch! Ich werde hinter ihr Geheimnis kommen und keiner wird mehr zu ihr halten! Bis dahin muss ich alles in meiner Macht stehende tun, um meinen Clan zu schützen! Wütend hinterließ er eine Kratzspur im Boden des Baus.

Nur noch abspringen, dann habe ich die Maus! Doch dann schreckte die Maus auf, weil irgendein Geräusch ertönt war. Fuchsdung! Langsam wurde das Geräusch klarer und der Schüler erkannte, dass es die Stimme von Wellenbruch war. Dem Wächterführer! Erschrocken schlug er die Augen auf und leckte sie kurz über den Pelz, um einigermaßen ordentlich auszusehen. Dann sprang er schnell hinaus und neigte den Kopf vor Wellenbruch. Was möchte er von mir? Ihm wurde heiß in seinem Pelz. Bestimmt hatte er irgendwas falsch gemacht. Normalerweise kam der Wächterführer nicht einfach so zu ihm. Aber er durfte sich seine Unsicherheit nicht anmerken lassen! Der junge Kater reckte den Kopf. Sei gegrüßt, Wellenbruch. Er neigte noch einmal den Kopf. Weshalb bist du zu mir gekommen? Seine Stimme hatte er geschafft fest klingen zu lassen. Doch er konnte es nicht verhindern, dass sein Schwanz nervös umherpeitschte.

Der junge Kater atmete erleichtert auf, als Wellenbruch nur sagte, dass er nun sein Mentor sei. Darüber freute er sich, da es schon irgendwie eine Ehre war. Auch das Vertreiben des Fuchses klang spannend. Aufgeregt zuckten seine Ohren. Kann Nebelpfote mitkommen? Fragend blickte er seinen neuen Mentor an. Hoffentlich würde er ja sagen, denn zu zweit machte das sicherlich noch mehr Spaß. Während er auf die Antwort wartete, schaute er sich schonmal um, wo Nebelpfote war. Vermutlich war sie noch im Schülerbau. Also blickte er Wellenbruch wieder an.

Der Kater freute sich, als sein Mentor erlaubte, dass Nebelpfote mitkam. Glücklicherweise war sie auch direkt da und Wüstenpfote konnte es gar nicht mehr abwarten aufzubrechen. Die Idee, erst einen Plan zu schmieden erschien ihm gut. Auf die Bäume zu klettern war eine gute Idee und er nickte energisch mit dem Kopf. Ja, so ist der Fuchs bestimmt überrascht und wir können ihn besiegen! Fröhlich schlug mein Schwanz hin und her. Wann brechen wir auf?

Bevor der junge Kater antwortete zögerte er kurz. Sein Magen grummelte schon ein wenig, da er noch kein Frühstück gehabt hatte. Doch er konnte jetzt nicht die ganze Patrouille aufhalten und so sagte er einfach. Ich brauch auch nichts mehr. Wir können los. Unterwegs würde er schon noch etwas fangen.
Aufgeregt peitsche sein Schwanz umher und er wartete ungeduldig auf das Signal von Wellenbruch, dass sie los könnten. Ob sie den Fuchs wohl vertreiben können würden? Hoffentlich. Er hatte seinen ehemaligen Mentor gern gehabt und das Schicksal von ihm sollte keine weitere Katze treffen.

Der Kater spürte, wie Nebelpfote in Gedanken versunken war, schließlich dann aber einen bereiten Eindruck machte. Wir schaffen das! Er schnippte motivierend mit dem Schwanz. Doch er war sich selbst nicht zu hundert Prozent sicher, ob sie es wirklich schaffen würden. Aber wenn er an sich und die anderen beiden glauben würde, dann würden sie es ganz sicher schaffen. Wie um das zu bestätigen, nickte er kräftig mit dem Kopf. In seinen Muskeln pulsierte die Energie und er konnte es nicht abwarten, endlich los zu gehen. Dann gehen wir jetzt? Ohne eine Antwort abzuwarten, preschte Wüstenpfote los. Er konnte jetzt einfach nicht mehr warten. Befriedigung strömte durch seinen Körper, als er geschmeidig seine Muskeln bewegen konnte und mit langen, kraftvollen Sprüngen immer schneller wurde. Der Wind strich durch sein Fell und trieb ihm Tränen in die Augen. Es machte einen solchen Spaß, über den Waldboden förmlich zu fliegen. Nach einer Weile blieb er jedoch stehen. Es war vermutlich keine so gute Idee gewesen, vor seiner Patrouille wegzulaufen. Schwer atmend blieb er also stehen und wartete, dass sie ihn einholte.